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Bezaubernder Morgen der Ruhe



Als der Junge aufwachte, dachte er gar nicht daran, seine Augen zu öffnen. Er verschloss sie lieber vor der unwirklichen Realität, die somit spielend leicht verschwand. Sie ließ ihn dann in Ruhe und driftete immer weiter in die befreiende Ferne, bis sie nicht mehr zu sehen war...Ruhig lag er da.
Alles, was er jetzt wusste, war, dass er wach war und irgendwo lag. Vielleicht auf exotischen Inseln, in einer Phantasiewelt oder auch auf den kuschligen Wolken. Oder auch ganz woanders.
Aber es war auf jeden Fall traumhaft schön dort.
Er wollte sich einfach dieser Illusion hingeben und sehen, was sich daraus machen ließ.

Also atmete er tief durch, spitzte die Ohren und konzentrierte sich.
Der Wind blies  durch die Bäume und ließ Blätter sanft rascheln. Vögel zwitscherten lieblich und rangen um die Aufmerksamkeit des anderen Vogelgeschlechts.
Kinder spielten und lachten fröhlich in der Ferne,was mussten die für einen Spaß haben. 
Alles wirkte so harmonisch, als gäbe es ein Orchester voller Lebensfreude und Frieden, die die Luft mit herrlichen Klängen schwängerte. Für das Glück der Menschen.
Alles hatte eine so beruhigende, sanftmütige Stimmung. Und nichts könnte dies verderben.
Das spürte er.
"Ich könnte mich in dieser Welt verlieren", dachte der Junge nur.
Doch er ging noch weiter: Er begann, zu fühlen.
Er fühlte etwas Helles durch seine geschlossenen Augenlider schimmern und spürte gleichzeitig die kitzelnden Sonnenstrahlen auf der Haut .Auch der Wind beschloss, nun den scheinbar Schlafenden zu necken und rüttelte ihn leicht, aber unnachgiebig. Davon ließ sich der Junge nicht stören.
Von überallher spürte er den entspannenden Einfluss von Mutter Natur, die vergeblich versuchte, den Jungen zum Aufwecken zu bewegen.
Aber er wollte immer noch nicht aufstehen.
Er wollte überlegen, denn dazu würde er heute keine Zeit mehr haben.

Es war einfach fantastisch, alle Geräusche, Empfindungen und Gefühle in sich aufzunehmen.
Ihn durchströmte eine fließende Kraft, eine beinah magische Energie, er konnte es deutlich spüren, die ihn stärker und zuversichtlicher werden ließ.
Ob die Anderen ihn für verrückt erklären würden, wenn er ihnen das erzählte? Bestimmt.
Er war schon immer außergewöhnlich gewesen, das kann man nicht ändern.
Man hatte dem Jungen schon allerlei verrückte Sachen nachgesagt. Einfach, weil sie ihn sich nicht erklären konnten. Es war schon immer so. Wusste man nicht Bescheid, erfand man Märchen und Sagen, um das Unwissen interessanter zu gestalten.
Er war zweifelsohne sensibel und sehr nett zu anderen Leuten. Nun ja, hauptsächlich zu Jungs, denn er war zu schüchtern, um die Mädchen ansprechen zu können. 

Es gab sehr wohl viele Menschen wie ihn. Die träumerische Seele im Niemands- und Allesland, der Körper aus Fleisch und Blut gefangen auf einem Planet namens Du-bist-wenn-du-unsere-Erwartungen-erfüllst.
Doch diese Leute würden so etwas nie zugeben in dieser leistungsorientierten Gesellschaft. 
Im Gegensatz zu ihm, denn tief in seinem Innersten war er selbstbewusst und vertrat seine Meinung. Nur konnte er es anderen nicht zeigen.
Das sollte sich ändern.

Nochmals atmete er tief durch. Er war bereit.
Langsam und bedächtig öffnete er die Augen. Und blinzelte sehr vorsichtig, wie um seine Lebenseinstellung und seinen neu erlangten Mut und dieses Gefühl der Geborgenheit in der Natur nicht zerbrechen zu lassen.
Als seine Augen ganz offen waren, erblickte er zunächst ein Stück Stoff. Braun und etwas rissig ließ es den Sonnenschein hinein und blendete ihn. Dennoch fröstelte ihm. Er würde sich wohl umziehen müssen. Da lag er und starrte etlichen Minuten an diese seltsame Decke, bis ihm einfiel, wo er war.

Oh nein. Beinahe wollte er vor Resignation stöhnen, konnte sich aber zurückhalten. 
Der Junge fühlte sich mit einem Mal entschlossen, er fühlte sich besser als je zuvor.
Was sollte an einem so schönen Tag denn Schlimmes hier passieren? Es ist nur das Übliche.
Er schöpfte Mut, denn heute hat er die Welt aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet als die meisten anderen Menschen. Noch nie hatte er seine Aufmerksamkeit der Schönheit der Natur gewidmet, denn dazu hatte er nie Zeit. Heute konnte er zum Glück auch nachdenken, das hatte er sich  sehr gewünscht.

"WAS LIEGST DU HIER FAUL RUM? Steh gefälligst auf und mach dich endlich mal nützlich, Dummkopf!", schallte plötzlich eine wutentbrannte männliche Stimme in sein Zelt, die eine seltsam erhabene Macht zu haben schien.
"Ich komme schon!", antwortete der Junge zum ersten Mal lächelnd, schälte sich aus seinem Schlafsack, zog sich an und mischte sich unter die anderen Kinder.

2 Kommentare:

Anonymous hat gesagt…

Schöne Geschichte, erfrischend schön.

Katie ♥ hat gesagt…

Dankeschön!

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Vielen lieben Dank für's Vorbeischauen und Kommentieren ♥
Ach übrigens, ich habe keine Lust auf gegenseitiges Verfolgen, solche Kommentare könnt ihr gerne woanders loswerden :)

 

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